Dienstag, 30. August 2011

Sa. 23.07.2011 Sturm und ein herber Verlust

Die ganze Nacht hat es durchgeregnet. Unser Zelt ist trocken, Birgit und die Kinder liegen im Wasser.

Letzte Etappe. Wir räumen den Platz. Dima bittet uns die leeren Flaschen in die Feuerstelle zu tun. Ich lege die Wodkaflasche rein, leider verschlossen. Im Aufbruch dreht Dima noch mal um, will die Flasche wegräumen, sie explodiert und ein riesiger Splitter schlitzt Dima’s Bein auf. 75 % der deutschen Männer hätte sich ins Krankenhaus gelegt, Dima zieht den Splitter raus, setzt den Rucksack auf und wandert los. Zwischendurch nimmt er Moss um das Blut abzuwischen, das war’s.

Zunächst geht es über den Ziegenpfad bis zum Förster, der was sagen sollte aber nicht da ist. Interessiert uns bei dem schlechten Wetter aber auch nicht. Wir steigen auf einen Berg, der Wind pfeift. Wir haben Angst, das uns die Bäume auf den Kopf fallen. Alles knackt.

Nachdem wir den steilen auf und Abstieg geschafft haben, gibt es nochmal Pause (hier passiert ein Malheur auf das ich noch näher eingehe), kurz darauf landen wir in einer verlassenen Bucht und schlagen unsere Zelte auf. Es regnet. Wir verziehen uns vor lauter Kälte in das Zelt. Dima macht Tee und Bruno liefert ins Zelt.

Irgendwann kommt ein sehr scheuer Hund vorbei, später in Deutschland sehe ich Bilder von Wölfen in der Eifel, der hat genauso ausgesehen…

In der Bucht selbst ein verlassenes Bauernhaus und eine Banja… Dima heizt ein, wir könne unsere Sachen trocknen und auch uns richtig durchwärmen.

Als wir grad so richtig die Banja genießen kommt ein Boot. Der Bootsführer behauptet: seine Banja, 500 Rubel da lassen. Kaum weg erscheinen zwei weitere Boote mit Jägern (mal wieder leicht bis schwer angetrunken) und behaupten Sie hätten die Banja gemietet, wir diskutieren besser nicht rum und verziehen uns Richtung Zelt.

Zum Abendbrot Fraß… dünner Kartoffelbrei aus der Tüte mit Dosenfisch. Langsam kommt der Lagerkoller hoch, wir ertragen Annette nicht länger. Und auch keine Ameisen, die überall sind. Der ganze Wald eine Ameisenstraße.

Annette die sich gerne mit Dima abseilen möchte gibt vor das ein Essensack weg ist, der Verlust, da wir nur noch frühstücken müssen, wird von Bruno kommentiert: Oh Gott der Pfeffer ist weg. Alle kapieren was los ist, nur Reiner nicht und trottet hinter den beide, die doch so gern allein wären, hinterher.

Freitag, 26. August 2011

Fr. 22.07.2011 Ruhetag

Da hab ich doch gestern vergessen zu sagen wie die Banja war.
Schon am Nachmittag hat einer der Buchtbewohner sich vor einen Haufen Kohlen gehockt und angeheizt, Kiste drüber und fertig ist die Buchtbanja.
Wie herrlich es ist direkt von der Banja in den See zu springen muss ich ja nicht extra sagen. Birken- und Wacholderzweige sind diesmal Schlagwerkzeug.

Und heute, heute ist ausschlafen angesagt. Eigentlich. Geht aber nicht. Schimpfende Fischer, schimpfende Möwen, Holz, das geschlagen wird.

Zum Frühstück gibt es Hefepfannkuchen, Blaubeermarmelade, Kaffee mit gesüßter Kondensmilch (Moloko), die dick aus der Dose läuft.

Ein freier Tag, Birgit schwitzt, wir schreiben und lesen. Reiner sitzt auf einem Felsen und liest, Nicole steht dahinter. Wolfgang macht Yoga und wird dem Chef immer ähnlicher.

Jäger = Förster
Nichts tut so weh wie die Liebe

Überhaupt fühlt man sich hier frei von allem. Nachrichten kommen nicht an. Kein Handy klingelt. Nur Wetter, Essen und Schlaf ist wichtig. Niemand weiß, ob nicht grad etwas wichtiges passiert. Die Bank erreicht einen nicht, ich weiß nicht was die Familie macht. Nur die Wolken die grade die Sonne verdecken und die Wärme nehmen sind wichtig.

Kurze Unterbrechung der Gedanken.
Rettungsaktion... Bier und Cola, die zum kühlen am Strand eingegraben sind, sind auf einmal weg, weggeschwemmt. Steffi erspäht die Bierflaschen, ich tauche danach und hole sie hoch. Jetzt sind wir alle wieder wach.

Die Kinder sind auch aufgewacht. Kleines Gezicke. Verschobenes Kräfteverhältnis.

Unmengen an Schmetterlingen, Pfauenaugen, schwarz-weiße, blaue, schwarz-weiße mit rot. Dazu knatternde Flugobjekte, überhaupt jede Menge Insekten, Riesenameisen, Sandflöhe, Grashüpfer (mini), Spinnen, Strandläufer und Spatzen und Meisen.
Wir sehen Wolfsscheiße, Bären sollen auch hier sein. "Nur" Braunbären wie Dima sagt.

Jeder Tag hat man ein Lied im Ohr, manchmal reicht ein Stichwort:
Macho Macho
Mit 18

Pläne werdet geschmiedet. Neue Klamotten in Moskau. MUSS!

Zum Mittag gegrillter Omul auf Stöcken über dem Lagerfeuer und die restlichen Pfannkuchen von heute Morgen.
Reiner, nur noch der Imperator genannt, schmeißt die Fischreste ins Feuer während wir grillen... GESTANK

Heute Abend wieder Banja, ich könnte tagelang hier bleiben.

Eine Ameise, die eine tote Ameise transportiert. Begräbnis oder Futtervorrat?

Inzwischen hat ein Boot angelegt. 2 feiste Typen und ein "Mädchen" vergnügen sich.
Die dazugehörigen Matrosen benehmen sich wie Sau und bestehlen unsere 4 Ex-Sportlehrer, die heute Morgen verschwunden sind. Wir trauen dem Volk nicht. Es wird über die Reling gepinkelt und Sex angedeutet, alles sehr unschön. Hier scheint ein Anglerporno gedreht zu werden. Sarkasmus. Die Banja fällt wohl aus.

Zittern wie Espenlaub
Dobre Utro = Guten Morgen

Die Russen sind dann doch noch gefahren. Wir hatten Recht, zwielichtiges Volk.

Doch schon wartet der nächste Programmpunkt. Die Fischer warnen uns vor einem herannahenden Gewitter. Wir haben noch 40 Minuten um alles zu sichern. Wir nehmen angespitzte Stöcke um das Zelt zusätzlich zu fixieren. Noch letzte Versuche, die Blitze zu fotografieren, dann müssen wir ins Zelt. Wir machen es uns gemütlich und versuchen die Angst mit reden zu bekämpfen. Irgendwann blitzt es nur noch wenig, aber der Regen will nicht aufhören.

Ein gedanklich ungeordneter Tag geht zu Ende.

Montag, 22. August 2011

Di. 21.07.2011 die Bucht Pesotschnaja

Die Tour geht weiter. Mehr als eine Stunde geht es weiter über Felsen, es macht keinen Spaß mehr.

Der Rest des Weges führt durch Wald, fast angenehm. Mittagspause im Grünen. Schmetterlingsparadies. Ab hier nur noch eine Stunde. Man kann es kaum glauben, aber wie soll man auch, man wird gern im Ungewissen gelassen von Annette.

Wir landen in einer Bucht. Scheinbar eine Art provisorisches Ferienlager für Russen.

Einen guten Platz für das Zelt zu finden ist nicht einfach, alles ziemlich uneben.

Dann geht es an den Strand, faul liegen wir herum, da morgen Ruhetag ist muss nicht schnell alles erledigt werden, sondern man kann einfach mal rumliegen.

In unserer aufkommenden Lethargie erscheint auf einmal ein großer Katamaran, der auf unsere Bucht zu hält. Er lässt die Treppe runter und nimmt Gäste aus der Bucht auf. Wir sind alle verdattert weil niemand angenommen hätte das in dieser kleinen Bucht irgendein Fährverkehr stattfindet. Nur Birgit schaltet und sprintet, die Düne rauf, T-Shirt an, Geld eingepackt, stürmt die Düne runter, stolpert fast und macht dem Steward mit Ihrem Reiserussisch klar, dass sie gedenkt an Bord einzukaufen. Zwei Flaschen Wodka, 4 Bier, 4 Cola und Snickers sind die beute. Wir fragen uns ob in Deutschland auch ein Schiff länger halten würde, nur damit solche Luxusartikel gekauft werden können.

Wir liegen in der Sonne und sind glücklich, finden einen Weg zu einer Sandbucht, ein Hermelin stolpert vorbei. Gleich gibt’s Nudeln, danach Banja.

Überhaupt konzentriert man sich hier sehr aufs essen oder was es grad nicht gibt. Wir phantasieren die ganze Zeit über Wunschessen… Pizza, Döner etc.

Mahlzeiten teilen den Tag ein, denn nur zwei oder drei von uns tragen eine Uhr. Ich habe weder Uhr noch habe ich das Handy dabei, ich habe es bei den aussortierten Sachen zurück gelassen.

Und es gab tatsächlich Nudeln. Nudeln (zu weich) mit Käse und Ketchup. Kinderessen. Und danach ein Bier… herrlich

Die Nacht läuft besser… die dicke Matratze von Bruno lässt mich ruhig schlafen.

Mittwoch, 17. August 2011

Mi. 20.07.2011 So weit die Füße tragen

20 km liegen hinter uns, 12 davon durch Dickicht, 8 km über Felsbrocken. Ich bin fertig. Weiter hätte ich nicht gehen können.

Dima ist mein Held, er hat nicht nur seinen Riesenrucksack geschleppt sondern hat auch noch Steffis quer oben drüber genommen als es gar nicht mehr ging über die Felsen.

Zwischendurch gehe ich meinen Gedanken nach: Synonym, Akronym, Antonym. Warum heißt Teekesselchen, Teekesselchen?

Smetana = saure Sahne
Straswudje = guten Tag

Abends gibt es Buchweizen mit Rind aus der Dose (sieht aus wie Chappi). Meine Mutter würde es als Schweinefraß bezeichnen, aber mit scharfer Soße essen wir auch das.

Der Laune tut das keinen Abbruch, wir haben noch lange am Lagerfeuer gesessen und viel gelacht.

Später kommt Sturm auf. Wir liegen im Zelt und hoffen das es nicht weg fliegt. Also wieder kein Schlaf.

Dienstag, 16. August 2011

Zwetschentorte

Diese Torte habe ich gebacken als meine Ex-Schwiegermutter uns das erste Mal besuchte. Am Morgen gebacken, schmeckte Sie etwas dröge (was der guten Hausfrau natürlich missfiel). Einen tag später und ganz allein schmeckte sie herrlich klitschig… seit dem wird der Kuchen erst mal stehen gelassen ;-)

Zwetschentorte









Zutaten:
1500 Gramm Zwetschgen
350 Gramm Zwieback
100 Gramm Mandeln gemahlen
180 Gramm Zucker
2 Teelöffel Zimt gemahlen
200 Gramm Butter
400 Gramm Crème fraîche
1 Teelöffel abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
6 Eier
1 Prise Salz
50 Gramm Mandelblättchen
500 Milliliter Schlagsahne
2 Esslöffel Sliwowitz

Zubereitung:

Die Zwetschgen waschen, halbieren und entsteinen. Die Hälften einmal der Länge nach ein-, aber nicht durchneiden.
Die Zwiebäcke in einen Gefrierbeutel legen und mit der Kuchenrolle grob zerdrücken.
Die Mandeln in einer Pfanne ohne Fett unter Wenden goldbraun rösten.
100 g Zucker mit dem Zimt mischen.
Die Butter schmelzen.

Die Hälfte des Zwiebacks gleichmäßig auf den Boden einer Springform (26 cm ø) streuen. Dann jeweils die Hälfte der gerösteten Mandeln und die Hälfte des Zimtzuckers darauf streuen. Die Hälfte der zerlassenen Butter darüber träufeln. Die Hälfte der Zwetschgen mit der Schalenseite nach unten wie Dachziegel kreisförmig darauflegen.

Dann in der gleichen Reihenfolge die andere Hälfte der Zutaten darauf geben: Zwieback, Mandeln, Zimtzucker, Butter und Zwetschgen.

Die Crème fraîche mit 50 g Zucker, Zitronenschale, Eiern und Salz glattrühren.

Mit einer Schöpfkelle gleichmäßig über die Zutaten in der Form gießen.

Auf der 2. Einschubleiste von unten in den auf 180° vorgeheizten Backofen schieben und 1 Stunde backen (Gas 2-3, Umluft 150°). Nach 30 Minuten die Mandelblättchen darauf streuen.

Nach dem Backen für etwa 15 Minuten ein beschwertes Tablett auf die Torte legen. Die Torte in der Form ganz auskühlen lassen. Dann mit dem restlichen Zucker bestreuen.

Die Sahne steif schlagen und mit dem Sliwowitz würzen. Zur Torte servieren.






Di. 19.07.2011 Der Treck beginnt

Der Morgen beginnt großartig. Ich hab wunderbar auf der harten Matratze geschlafen (3 cm auf Holzbrettern).

Zum Frühstück, ich bin im Paradies, gibt es Hirsebrei, Blinis mit Marmelade und Spiegeleier. DAS jetzt bitte immer.

Wir verlassen Olchon. Den Matrosen, den ich schon auf der Hinfahrt ausgiebig betrachtet habe, ist auch wieder zu sehen ;-) Ja ja mein schlechter Geschmack lässt grüßen...

Letzter Halt vor dem Treck im Tante-Emma-Laden. Kaufen keinen Alkohol, nur Chips, Schokolade, Eis. Nervennahrung für den Treck.

Noch einmal Halt im Imbiss. Statt schimpfender Alten, diesmal Maschinengewehrtragende, dann besser Schimpftiraden.

Weiter auf Schotterpisten, es diese Autos alles Autos aushalten. Der Platz auf der Rückbank bringt blaue Flecken und Beulen.

Auf der Fahrt schmettert der CD-Player mal wieder unser Lieblingslied... keine Ahnung worum es geht aber man kann so herrlich übermütig "mitsingen".

Leningrad mit Terminator:





Der Treck beginnt in Buguldejka. Eine Fischersiedlung, kein Mensch zu sehen, das graue Holz der Häuser ist Ton in Ton mit dem Grau der Straße. Der Kulturpalast sorgt für Jubelstürme... warum weiß der Wessi nicht.

Die erste Etappe geht an der Steilküste lang (schmaler Pfad, nicht runter sehen), dann über Felsen. ich tanze von Stein zu Stein. Danach geht's durch Büsche, meine Beine komplett zerkratzt.

Auf einmal eine Lichtung, ein eiskalter Bach. Wir zelten am Strand.

mein Rucksack wiegt wohl 14 Kilo, aber es wird täglich weniger, mehr Essen heißt die Devise ;-)

Neuer Blick auf die Mitreisenden... Reiner ganz Pascha, Nicole wie unsere Jule, Annette wird nicht mehr mein Fall, hat gern Hoheitswissen.

Das erste Buch ist zu Ende gelesen. Der Junge im gestreiften Pyjama. Kinderbuch, nicht real, so naiv, das man sauer wird und doch bedrückend.

Amazon sagt es wie immer passend:
Auf dem Umschlagtext des Jugendbuches Der Junge im gestreiften Pyjama findet der Leser nicht -- wie sonst üblich -- eine Inhaltsangabe des Romans. Vielmehr soll der Leser die Lektüre völlig unvoreingenommen beginnen und die Geschichte durch die Augen des neunjährigen Helden Bruno erleben. Bruno wächst zu Beginn des zweiten Weltkrieges wohlbehütet und glücklich mit seiner Familie in Berlin auf. Doch dann muss er plötzlich an einen Ort namens „Aus-Wisch" umziehen, weil der „Furor" den Vater dort für eine wichtige Aufgabe vorgesehen hat. Bruno kann das nicht verstehen und hasst sein neues, graues Zuhause, das in einer öden Gegend liegt, wo keiner mit ihm spielt. Besonders schrecklich und rätselhaft ist der endlose Stacheldrahtzaun hinter seinem Haus, hinter dem Menschen in gestreiften Schlafanzügen in Baracken leben. Die Antworten, die der Junge auf seine Fragen nach den "Menschen hinter dem Zaun" erhält (Antwort des Vaters: "Das sind gar keine Menschen") bringen ihn auch nicht weiter. Dann lernt er auf einem seiner Spaziergänge den gleichaltrigen Schmuel kennen, der auf der anderen Seite des Zaunes lebt, einen gestreiften Pyjama trägt und schrecklich abgemagert ist. Heimlich trifft sich Bruno von nun an fast täglich mit Schmuel und es entwickelt sich eine Freundschaft, die nur ein tragisches Ende finden kann.

Konsequent erzählt der Ire John Boyne seinen Holocaust-Roman aus der kindlich-naiven Perspektive eines neunjährigen Jungen, der nicht nur vorgibt, nicht zu wissen, sondern der wirklich nichts weiß. Durch die Unwissenheit und die Unvoreingenommenheit des Kindes, die Reduziertheit des Blickwinkels und der Sprache schafft Boyne eine neue Art des Erzählens über den Holocaust aus der Perspektive der Täter (wobei auch Bruno ein Opfer des NS-Regimes ist). Gerade das Unausgesprochene macht diesen Roman so eindringlich und schafft eine intensive Atmosphäre, der sich der Leser nicht entziehen kann. Einige Passagen erinnern an Roberto Benignis tragikomischen Film Das Leben ist schön, in dem ein Vater seinem Sohn das Leben im KZ als großes Spiel erklärt. Auch Der Junge im gestreiften Pyjama wird zurzeit unter der Regie von Mark Herman verfilmt und soll Anfang 2008 in die Kinos kommen.

"Eine Fabel" lautet der Untertitel von John Boynes Buch -- und in diesem Sinne sollte man den Roman auch lesen und verstehen, der für Jugendliche ab 13 Jahren zu empfehlen ist. Ein ungewöhnliches Jugendbuch über den Holocaust, das auch Erwachsene tief beeindruckt und erschüttert.


Aber zurück, zur Einstimmung sind wir 10 km gelaufen.

Die Hühnersuppe wärmt, Dima lässt uns den schwarzen Baron (Kaffeepulver, Cola, Wodka) probieren. Ich gehe früh ins Bett, kein Schlaf.

mein erster Nudelsalat der schmeckt

ich kann ja alles kochen außer Salate und besonders Nudelsalate schmecken bei mir immer merkwürdig... aber den fand ich jetzt warm wie auch kalt echt lecker und easy-peasy:

Tortellinisalat italienische Art mit Tomaten, Mozzarella und würzigem roten Pesto-Dressing

Zutaten für 4 Portionen:

Pesto :
75 g Tomate(n), getrocknete aus dem Glas
50 g Käse (Pecorino), gerieben (ersatzweise Parmesan) ich hab Parmesan genommen
25 g Cashewnüsse ich hatte nur Erdnüsse
1 Handvoll Basilikum, am besten frisch
2 Knoblauchzehe(n), nach Belieben mehr
4 EL Öl, aus dem Tomatenglas 2 EL Balsamico bianco evtl. Wasser
Salz und Pfeffer


Salat:
800 g Tortellini, frische mit Käsefüllung ich hab zwei Packungen trockene mit Fleischfüllung genommen
500 g Kirschtomate(n) ich natürlich normale
250 g Mozzarella
50 g Oliven, schwarze, ohne Stein

Zubereitung:
Die Tortellini nach Packungsanweisung in Salzwasser kochen, abgießen und kalt abschrecken. Etwas abkühlen lassen. Für das Pesto die getrockneten Tomaten in Streifen schneiden. Den Käse fein reiben. Die Knoblauchzehen abziehen und fein hacken. Nun getrocknete Tomaten, geriebenen Käse, Cashewkerne, Basilikum und Knoblauch im Mixer zu einer festen Paste vermahlen, dann das Öl untermixen. Die Paste nun mit dem Balsamico und bei Bedarf noch etwas Wasser auf eine cremige Konsistenz verdünnen und evtl. mit Salz und Pfeffer abschmecken. In einer Schüssel mit den Tortellini vermischen. Nun die Cocktailtomaten je nach Größe halbieren oder vierteln. Den Mozzarella würfeln und die Oliven nach Wunsch halbieren. Alles mit den Tortellini vermischen und abgedeckt etwas ziehen lassen.


Arbeitszeit: ca. 30 Min.
Schwierigkeitsgrad: simpel

Montag, 15. August 2011

Mo. 18.07.2011 Olchon

Die Nacht war wieder gruselig. Der Morgen bedeckt. Grießbrei zum Frühstück. Erste zwischenmenschliche Gewitter.

Zur Einstimmung auf den Tag wandern wir die Küste entlang und sehen Robben, die sich auf einem Felsen aalen und ihre Revierkämpfe ausführen. Pro Stein ein Bestimmer. Aber sie sind der Hammer, wie sie da so sitzen. Ich muss wie könnte es anders sein ob dieses friedlichen Bildes weinen, vielleicht ist es aber auch der Zoff in der Gruppe, der Gott sei Dank vor unserem Zelt Halt macht. Und wir beobachten die Robben und die Robben uns, stundenlang könnte ich hier bleiben.

Dima hat die Zeit genutzt und seine Deutschkenntnisse verbessert, zu dem restlichen schweren Gepäck hat er auch noch einen Riesendictionary (reichlich zerfleddert) und liest Remarque. Er schreibt jedes Wort, und das sind viele, raus und überträgt in ein Oktavheft… diese Energie möchte ich mal haben.

Der Tag entwickelt sich bedeckt. Aussichtspunkt im Dunst. Spaziergang durch Birkenwald, wir werden fast Opfer einer Mountainbike-Rallye.

Dann kommt wieder eine ewige Schotterpiste, der Hintern tut weh, die Ohren dröhnen. Überall wo es geht bilden sich Parallelstraßen.

Wir landen in Chuschir, genauer im Phantasialand vom Baikalsee http://www.olkhon.info/de/gallery/. Das Phantaland gehört Nikita, einem ehemaligen Bauern, der hier eine Urlaubs-Hippiekommune gegründet hat. Und scheinbar schreibt der Lonely Planet darüber, aus aller Welt sind sie hier. Phantasialand weil alles so bunt ist und unwirklich… die Wildnis hat erste Spuren hinterlassen. Wir bewohnen mit Wolfgang ein Drei-Bett-Zimmer mit eigener Toilette! Die anderen haben weder eigene Toilette noch können sie Ihre Fenster öffnen. Glück gehabt. Alles in allem unfassbar.

Unfassbar auch der ganze Ort. Sandpisten als Straßen, schief die Häuser, viele scheinen am Nachmittag schon dem Alkohol zugesprochen zu haben.

Das Essen war nicht gut, deshalb gehen wir noch mal einkaufen. Bier, Muffins, Bitter Lemon (natürliche Schweppes) und Wurst. Unser Verzehr vor dem Laden wird gestört von sportlich parkenden Russen, die natürlich betrunken sind. Über die Staubwolke lachen sie nur. Ältere Russen, auch betrunken, entschuldigen sich dafür….

Wir gehen noch in eine Kneipe. Doch auch hier nur unfreundliche Menschen. Warum ist das so? Aber vom oberen Stockwerk (mehr eine Terrasse mit Dach und Kartoffelsäcke als Gardinen) haben wir einen super Blick auf Chuschir Highstreet und dürfen uns das ständige Fiepen der schließenden und öffnenden Autos anhören. Für Wildnisohren viel zu grell.

Wieder zuhause (hab ich grade zuhause gesagt?) geht das große Packen und Waschen los. Morgen startet der Treck, nichts mehr unnötiges soll auf unserem Rücken sein. Eine lange Hose und der Rock kommt mit, 2 T-Shirts, 3 Unterhosen, fast alles andere fliegt raus. Duschzeug und Shampoo wieder in einer Woche ;-)

Abends gibt’s Buchweizen mit Fleisch (ich hab Glück und fettfreies Fleisch) und Omul mit Salat. Omul soll ein Lachsartiger Fisch sein (kommt nur im Baikal vor), der aber wie Makrele schmeckt. Es ekelt mich.

Vor unserem ersten Banjabesuch machen wir noch einen Verdauungsspaziergang mit Wolfgang, beobachten das Treiben am Strand (schon wieder ein Stand bei dem man mit dem Luftgewehr schießen kann… schon in Irkutsk gesehen), Ansichten prallen aufeinander.

Der Banjabesuch beginnt mit einem Irrtum. Zunächst sitzen wir in einem sehr warmen aber nicht heißen Raum und wundern uns über die Waschmaschine, die hier still vor sich her schwitzt. Wir wundern uns, aber in Russland könnte das ja möglich sein. Annette bemerkt unseren Irrtum und zeigt uns die richtige Sauna einen Raum weiter, okay HIER ist es heiß. Erster Aufguss mein Gesicht brennt weg, wir atmen durch zwei Hände, die zum Rohr geformt sind. Die Filzmützen die wir tragen sollen machen auf einmal Sinn und etwaiges Ungeziefer in den Mützen verbrutzelt bei der Temperatur. Zweiter doppelter Aufguss. Dann das Ritual. Mit Birkenzweigen bearbeitet Dima meine Hinterseite. Bei jedem Schlag auf meine Unterschenkel und Fußsohlen möchte ich vor Schmerz an die Decke gehen. Bruno sagt es später mit erschöpft glücklichem Gesicht richtig: Ein Wechselbad der Gefühle….

Danach werden die baltikavorräte nieder gemacht und ich sitze mit Wolfgang lange draußen und wir reden über das Leben.

Warmes Duschen fühlte sich nach der ganzen Zeit übrigens fast ekelig an. So schnell kann man sich an kaltes Wasser gewöhnen und an viele andere auch.

Mittwoch, 10. August 2011

So. 17.07.2011 Annette schwitzt sich den Baikal

Die Nacht war okay.

Zum Frühstück gibt’s Milchreis, ich bin im Himmel, der kleine Wurm nicht, er wird rausgefischt und weggeschmissen.

Fahrt in das Tal der Steingeister, wenn Schamanen sich streiten dann kommt noch ein mächtigerer und macht Steine aus den Geistern. Erst sind wir auf dem guten Berg, dann auf dem Bösen. Schlechtes Omen!

Wir sollen uns irgendwo wieder mit Dima treffen aber Annette hat nicht richtig hingehört und was sie an Anweisungen wiederholt wird von mir anders interpretiert… aber ich bin hier ja nicht der Wanderführer und laufe mal mit. Irgendwann bemerkt der Letzte wir haben uns verlaufen. Panik. Verloren in Sibirien und wie immer kein Handyempfang. Nur das beherzte Erklimmen eines Berges von Reiner, der ab jetzt McGyver genannt wird, rettet uns vor dem Hungertot, denn es ist auch schon wieder Mittagszeit. Puh!

Weiter geht es nach MRS zur Fähre nach Olchon (Insel im Baikalsee), ein Supermarkt…Eis… lecker.

An der Fähre ein Bier, wie sicher russische Fähren wohl sind will ich lieber nicht überdenken.

Auf der Insel geht es holperig weiter… diese Straßen… ich habe inzwischen einen Stammplatz auf der hinteren Bank mit Bruno und Meike… wir werden durchgeschüttelt und stoßen uns permanent die Köpfe (der Himmel dämpft).

Eine letzte Wanderung (nicht so schön mit Bier intus) und wir erreichen unseren Schlafplatz für diese Nacht. Eine Sandbucht.

Russische Worte, die ich bis jetzt gelernt habe:

iswinitje = Entschuldigung
spassiba = danke
Druschba = Freundschaft
Caffe = Kaffee (löslich)
Akwa = Wasser (fest in der Hand von Coca Cola, überall gibt es BonAqua oder eben Bon Akwa)
Piki = Pik
Sjerzy = herz
Bubi = karo
Christi = Kreuz
Kak = wie
Medwed = Bär
Schlopansi = Flip-Flops

Um Abendessen Nudeln mit Fisch, naja und wilden Rhabarber… wir machen Rhabarbertee.

Der schläfert uns ein, früher als sonst sind alle in der Koje.