Ist Xing eine Behindertenplattform? Ist Köln besonders behindertengerecht?
Bevor jetzt jemand schreit definieren wir doch erst mal die Behinderung oder lassen definieren.
Ein weiblicher Besuch Skippy's aus kleinstädtischer, niedersächsischer Gegend lebt nach langer Partnerschaft getrennt und empfindet sich jetzt als behindert. Ja es gibt auch emotionale Behinderungen.
In Niedersachsens Kleinstädten hat man einen Partner zu haben und alles andere ist wie ein "appes" Bein (wie man zuhause sagt). Kommt man aber dann mit dem fehlenden Bein nach Köln, so könnte man denken man ist im Behinderten"paradies" gelandet oder zumindest guckt keiner weil man ist ja Behinderter unter Behinderten.
Und wenn sich Behinderte zusammenrotten wie bei XING, dann gibt dies ein ziemlich kurioses Bild ab. Fast wie auf den Rummelplätzen der des 19. Jahrhunderts. Da ist der Mann mit zwei Köpfen, die Dame mit Bart, die Frau ohne Unterleib.. na eben all das was man damals als kurios empfunden hat…eben Jahrmarktattraktionen.
Nun haben wir zwar niemanden mit zwei Köpfen dabei aber wir tragen alle unsere Behinderung mit uns rum und haben uns damit eingerichtet und bemerken sie nur noch zu besonderen Gelegenheiten…Weihnachten, Silvester, Sonntags morgens allein im Bett.
In der restlichen Zeit haben wir uns eingerichtet, haben einen Bekannten- und Freundeskreis um uns rum und können uns auch gar nicht mehr vorstellen wie das war mit zwei Beinen. Die Prothese "Freundeskreis" sitzt und wie sagt meine Mutter so schön: Man langweilt sich nicht genug um in eine neue Beziehung einzugehen.
Heißt also im Umkehrschluss: wären wir alle Menschen ohne Behinderung wenn wir nicht in Köln leben würden?
Und dann sind da noch die Kuriositäten in unserer Behindertenmitte… die Nichtbehinderten…die glücklichen ggf. verheirateten Pärchen. Benutzen sie uns als Anschauungsmaterial? Als Mahnung das es Ihnen gut geht aber jederzeit ein Bein verlieren könnten? Bemerken Sie das Sie anders sind? Ist das Treffen mit Behinderten für Sie eine Sozialstudie?
Mich hat Skippy mal als Mutter Theresa für Behinderte bezeichnet…ich als Mensch der anderen hilft mit Ihrer Behinderung zu leben oder Ihnen hilft da wieder raus zu kommen. Ich selbst mag das nicht bewerten und werden auch sicher keine Medaille dafür bekommen.
So das waren meine Gedanken dazu und diesmal würde ich mir Kommentare wünschen.
5 Kommentare:
Hmm, dann bist Du aber garantiert eine meiner interessantesten Sozialstudien ;-)
Wieso sind Verheiratete anders? Dann müßten wir uns hier in Köln ja eigentlich genauso fühlen wie jemand mit appen Bein in Niedersachsen.
Schließlich ist Köln Deiner Ansicht nach ein Behindertenparadies. Müssen wir jetzt nach Niedersachsen ziehen? Sind Paare für Dich Sozialstudien?
Oder können wir Köln als integrative Stadt bezeichnen?
Liebe Grüße,
Antje (verheiratet, also anderweitig behindert (nur Spaß...))
Städte sind in dieser Sichtweise wohl immer Behindertenparadise .. aber mir stellt sich bei Deinen Beobachtungen die Frage, ob jetzt in der Stadt oder bei Xing nach Prothesen gesucht wird??
Aber ist nicht der Grundzustand des Menschen das des Einzelwesens - was auf dem Lande ab einem gewissen Alter der beobachteten oder sich selbst ängstlich beobachtenden Person gerne verleugnet wird?
Zum Trost können sich behindert fühlende Städter und Xingler sich vor Augen führen, daß viele der ländlichen Nicht-Behinderten sich auch in Online-Foren herumtreiben und dort schon mal vorsorglich Zusatzprthesen suchen oder vielleicht auch nur etwas Abenteur, weil das Gesundsein manchmal so langweilig sein kann ?
Bedürfnisse sind vielfältig - und ändern sich regelmässig.
Alex
Wow, dazu liesse sich jetzt locker ein gesamter Roman verfassen, wenn es darüber nicht schon so viele geben würde... Auch nach langem Überlegen, bin ich noch zu keinem entgültigen Urteil gekommen. Nur soviel vorweg: Deine Mum ist eine verdammt kluge Frau und das gilt besonders für die Landbevölkerung! Vielleicht ist aber auch einfach das Angebot nicht so umfangreich und man ergibt sich den konventionellen Zwängen? GLG aus der Fremde...K.
Spannende Überlegung! Behindert fühle ich mich zwar nicht mehr, aber in meinem Stadium bin ich dennoch sicher in der Stadt und bei XING besser aufgehoben als in Ostfriesland. Da wäre ich ein Paradiesvogel - so "einbeinig" wie ich unterwegs bin. :-)
Interessanter Blickwinkel Nicole!
Doch die Einbeinigen sind in meinem Leben kein Anschauungsmaterial, sondern notwendige Vielfalt.
Gruselig die Vorstellung für ein Leben in Partnerschaft den Preis zahlen zu müssen,nur noch mit Paaren die Freizeit verbringen zu dürfen.
Mich interessiert eher das Phänomen der ungeheuren Glückserwartung an ein Gegenüber,welches oft einher geht mit einer Menge Selbstdiskriminiereung.
Mich interessiert die Tatsache, dass für viele das Leben besser erscheint, welches sie grad nicht leben. Genauso wie sich viele Paare nicht in der Lage sehen, die Liebe, die sie grad haben, zu leben.
Und noch eins: Ich sehe den Behinderten als Normalo. Wer ist schon nichtbehindert?
Bruny
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